Magische Klänge aus dem Bauch von Mutter Erde
An der Glaubwürdigkeit des Dettinger Musikers Frank Heinkel bestehen nicht die leisesten Zweifel. Und das ist gut so, denn sonst könnte man bei seiner neuen Platte »déjà-vu« echt ins Grübeln kommen. Wie bitte? Das soll alles von ein und demselben Künstler stammen, was da zu hören ist? Der wie ein Waldgeist grollende Strohbass genauso wie der hell sich aufschwingende Sopran? Der sonore Tenorschmelz ebenso wie der samtige Bariton? Dazu die jazzenden Didgeridoo-Einwürfe, die knackigen Trommelstrecken, das Plingplang von allerlei Perkussion, die Maultrommel und sogar der mongolische Obertongesang? All das versammelt sich auf dieser CD, vieles davon ist in ein und demselben Stück übereinandergeschichtet. Und in der Tat: Jeder Ton von Heinkel selbst. Und zwar nicht etwa im Studio übereinandergebastelt, sondern live und in Echtzeit, mithilfe einer Loop-Maschine. Denn die Platte ist der Mitschnitt eines Konzerts, das er im Hohlen Fels bei Schelklingen gegeben hat. Fast ist man geneigt zu glauben, da habe ein mystischer Höhlenzauber mitgewirkt. Bei näherem Hinsehen hat hier aber vor allem ein Multitalent die ganze Bandbreite seiner Inspiration ausgepackt. Diese Inspiration lässt die geistigen Schlagbäume kultureller Abgrenzung entspannt links liegen. Gleich das erste Stück hört sich an wie eine Mischung aus Schamanen-Raunen, gregorianischen Mönchsweisen und verträumter Ballade. Andere Stücke feiern den liedhaften Überschwang Afrikas, bringen rockige Rhythmusgeflechte zum Beben oder jazzen ganz locker. Das Archaische und das Verspielte gehen bei Heinkel dabei Hand in Hand. Selbst wenn aus tiefen Urgründen ein rumorender Bass aufsteigt, wölbt sich darüber alsbald ein versöhnliches Licht. Was auch immer Heinkel übereinanderschichtet, es findet seine innere Mitte und leuchtet aus sich heraus. Vielleicht hat ja doch die Höhle ein bisschen Magie dazugegeben. (akr)