Ein dezentes „klopf, klopf“ an der Tür meines Backstage Raums bedeutet, dass es Zeit für meinen Auftritt ist.
Der wunderschöne alte Pitchpine Fussboden, der so schön knarrzt während wir ihn bis zum Ende gehen, ist eines der letzten visuellen Eindrücke die ich mitbekomme.
Fast alle Instrumente wurden schon auf die Bühne gebracht während ich durch eine „S“ förmige Schleuse aus dickem, schwarzem Molton in den Saal geleitet werde. Dabei trage ich die N´goni in einer Hand, die andere locker auf die Schulter meines Begleiters vor mir gelegt. Er findet sich, wie alle die hier arbeiten, bestens zurecht, und bringt mich, im Polonaise Stil, zielsicher auf die Bühne. Der Saal ist mit ca. 80 Gästen ausverkauft, die sich nach dem Hauptgang angeregt unterhalten.

„Liebe Gäste, fürs Kulturprogramm bitten wir nun um ihre Aufmerksamkeit. Begrüßen sie mit mir heute im Dunkelrestaurant Frank Heinkel!“

Sehenden den Alltag eines Blinden oder hochgradig Sehbehinderten nahezubringen ist eine Herzensangelegenheit des Vereins „aus:sicht“ in Stuttgart.
Ein leckeres 3 Gänge Menü ( in der „hellen“ Küche der Rosenau zubereitet ) ein kurzes Konzert, Getränke die im Dunkeln bezahlt werden, sind dazu eine sehr interessante Möglichkeit. Der Konzertsaal wurde aufwändig und vollständig abgedunkelt, dass wirklich alle Menschen drinnen die gleichen Voraussetzungen haben.
Als ich dort zum ersten mal vor ca. 12 Jahren auftrat, hatte ich noch die Vorstellung, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit Schatten und Umrisse erkennen zu können. Das passierte natürlich nicht. Handys, Uhren mit Leuchtziffern usw. müssen ausgeschaltet oder vorher draussen abgegeben werden. Durch das „Sehen wollen“ wurde mir anfänglich auch etwas schummrig. Meine anderen Sinne wollten endlich ran und ich habe mich schließlich der Dunkelheit vertrauensvoll hingegeben.

Was für eine Erkenntnis das war!

Das Setup das ich benutze mit N´goni, Didgeridoo, Cajon, Fußpedalen, Becken , usw. klingt im Dunkeln nicht nur genauso passabel. Bei so manchem hatte ich sogar den Eindruck, es klingt jetzt besser. Meine Hände und Füße wussten „von allein“ wo sie hinmüssen. Mein Körpergedächtnis und meine anderen Sinne waren zuverlässiger und nützlicher als meine Augen und ich konnte so mehr bei mir und meiner Tätigkeit bleiben. Es war als würde ich etwas vertrautes von einer neuen Seite betrachten.